Am Abend des 3. April 2005 ereignete sich erneut ein
dramatischer Zwischenfall an der Storchenpflegestation
Wesermarsch.
Ein
Heißluftballon landete bei Einsatz der Dämmerung
gegen Uhr in unmittelbarer Nähe der Brutkolonie
und des Storchengeheges. Nach kurzer Verweildauer am
Boden stieg der Ballon, der mit x Personen besetzt war,
unverständlicher Weise erneut auf. Später
erklärte die Fahrerin des Ballons, dass die Stelle
für die Bergung zu feucht und beschwerlich geworden
wäre und sie deshalb erneut gestartet sei.
Nach ähnlichen Vorfällen in den letzten Jahren
befürchtete ich das Schlimmste für die Tiere,
als wir beobachteten wie der Ballon wieder abhob.
Das
am Boden deutlich zu hörende Zischen des Brenners,
der für die Erwärmung der Luft in der Hülle
des Ballons genutzt wird, verursachte schon mehrmals
Panik unter den Tieren. Selbst zahme Haustiere wie Rinder
oder Schafe durchbrechen in panischer Flucht vor dem
vermeintlichen riesigen Feind, Zäune oder rannten
in der Vergangenheit auf der kopflosen Flucht in die
Wassergräben.
Es sollte dieses Mal nicht nur zum Überfliegen
kommen, denn der riesige Ballon trieb genau in die Brutbäume
der Kolonie.
Der Korb mit den Passagieren kollidierte mit einem Baum
und verfing sich im Geäst. Der Ballon zog in Windrichtung
über das Freigehege kräftig weiter. Mit lautem
Krachen befreite sich der Korb, die Äste hatten
dem starken Druck nicht mehr standgehalten. Jetzt pendelte
der Korb mit den Menschen kräftig hin und her.
Die Köpfe konnten wir jetzt nicht mehr sehen. Mit
riesigem Glück ist ihnen nichts passiert. Es wäre
nicht auszudenken gewesen, wenn sie in ca. 30 Meter
Höhe ausgekippt worden wären.
Unter
ihnen ging es auch für die Tiere um Leben und Tot.
In Panik sausten die großen Vögel flach in
alle Richtungen davon.Die kranken Störche im Gehege
überschlugen sich mehrfach auf der Flucht, die
Gänse und Enten flogen laut schreiend davon. Selbst
in der Dunkelheit hörte ich immer noch ihr lautes
Rufen am Himmel.
Leider ist der Vorfall für die Tiere nicht so glimpflich
abgelaufen, wie für die Ballonfahrer.
Wir mussten leider feststellen, dass am nächsten
Morgen ein Storch verendet am Boden vor dem Zaun lag.
Dieser Vogel brütete unmittelbar unter der überquerten
Stelle im Gehege (Nest RT1). Damit ist auch die diesjährige
Brut vernichtet.
Störche sind äußerst stressempfindlich.
Vielleicht war es aber auch der Prall gegen den Zaun.
In
den Nestern der Brutkolonie blieben das Krachen der
brechenden Äste und das laut zischende Geräusch
des Brenners auch nicht ohne Folgen.
Um 18:30 Uhr war die Welt noch in Ordnung ich hatte
vor dem Einsetzen der Dämmerung gerade mit dem
Spektiv die abendliche Kontrolle beendet. Alle Störche
befanden sich auf den Nestern.
Auf dem ersten Nest (AH 1) der Kolonie wurde seit einer
Woche gebrütet, nach dem Unfalls fehlt der weibliche
Brutstorch bis jetzt spurlos. Die Brut ist damit verloren.
Wenigstens der Partner stand am nächsten Abend
wieder auf dem Nest.
Auf dem nächsten Nest (PA 1) wurde seit ebenfalls
einer Woche fest gebrütet. Am nächsten Tag
waren zwar beide Störche wieder auf dem Horst,
die Brut wurde jedoch aufgegeben. Somit ist auch diese
Brut verloren.
Ähnlich
traurig sieht es bei unseren Wildgänsen aus. Entlang
des Gehegezaunes brüteten Grau. - und Kanadagänse
auf ihren Gelegen. Keine kehrte zu ihrem Brutplatz zurück,
somit sind auch diese Bruten verloren. Sie müssen
durch die Panik völlig verstört worden sein
und trauen sich nicht wieder an diesen Ort zurück.
Damit sich solche Vorfälle nicht wiederholen,
wurden jetzt die Behörden eingeschaltet.
Anzumerken ist, dass sich die verantwortliche Fahrerin
des Heißluftballons nach dem Vorfall für
das Geschehene entschuldigte, es täte ihr wirklich
Leid, aber sie habe ja nicht gewusst, dass sich hier
so viele Störche befinden
Ob in den vorliegenden Fall gegen das Bundesluftfahrtgesetz,
das Tierschutzgesetz oder gegen das Artenschutzgesetz
verstoßen wurde, muss noch geklärt werden.
Wir hoffen nur, das dies der letzte derartige Fall war.
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