Mein Weg zum "Storchenvater"
© Storchenpflegestation Wesermarsch Meine Liebe zur Natur und ganz besonders zu den gefiederten Geschöpfen war bereits früh geweckt.

Bereits im Vorschulalter pflegte ich meine federfüßigen Zwerghühner und während der Schulzeit war ich häufiger im Taubenschlag zu finden, als bei den Hausaufgaben.

© Storchenpflegestation Wesermarsch
Dies Bild schickte mir Ulf Neuendorfer, es zeigt mich mit
roter Strumpfhose und großem, rotem Schnabel beim
Kinderkarneval im ehemaligen Gasthof Rabe in Berne.
Kommentar: Nichts bleibt ohne Folgen.

Besonders die Brieftauben, die jeden Sonntag erschöpft auf unseren Dächern saßen, und die im Flug in der Berne tranken, hatten es mir angetan. Ich pflegte sie häufig solange, bis sie wieder zu Kräften gelangten und meistens flogen sie dann auch wieder nach Hause. Ihr Flug am Himmel begeistert mich noch heute.

Schon vor über 40 Jahren brüteten auf dem Grundstück der heutigen Pflegestation Weißstörche. Mein Vater Gustav Hilfers stellte in meiner Kindheit die erste Nisthilfe auf unserem Grundstück auf.

So wuchs ich mit den Störchen auf, gemeinsam mit meinem Vater pflegten wir schon damals die Nester. Doch das sich irgend wann in meinem Leben sich alles um Störche drehen sollte, davon ahnte ich damals noch nichts.

© Storchenpflegestation Wesermarsch
Alte Spielkarte vom Storch

Viel später, als wieder einmal ein beringter Weißstorch auf unserem Nest brütete, war mein besonderes Interesse an den kleinen Zahlen und Buchstaben auf dem Ring am Storchenbein geweckt. Ich besorgte mir ein Nivelliergerät von einem befreundeten Gärtner und las damit die Daten des Ringes ab. Über die Vogelwarte erfuhr ich dann das Jahr der Beringung, den Beringungsort, den Namen des Beringers und die Entfernung vom Beringungsort zu seinem jetzigen Brutplatz.

Diese Informationen über den Ring fand ich hoch interessant, sodass ich mich aufmachte jeden Storch in der Umgebung genauestens zu studieren. Bei denen die nicht beringt waren, machte ich mir Notizen zu besonderen Merkmalen, wie Narben an den Beinen, um dann im nächsten Jahr, wenn der Storch vielleicht zurückkehrte, diesen auch genau identifizieren zu können.

In den folgenden Jahren sah ich so manchen Storch, erfreulich war es, wenn alte Bekannte vom Vorjahr wieder auf ihrem Horst standen, doch immer häufiger blieben die Nester leer. Anfang der 90ziger Jahre hatte der Bestand im Landkreis Wesermarsch, in dem wir leben, seinen bisherigen Tiefststand erreicht. Von ehemals ungefähr 200 Paaren um 1940 blieben 50 Jahre später keine 10 Brutpaaren mehr übrig. Die meisten der letzten Paare des Landkreises brüteten zu der Zeit in der südlichen Wesermarsch in Berne.

Schon damals stellte ich mir die Frage, ob man nicht mehr machen müsste, als nur den Niedergang zu dokumentieren. Gerade der Weißstorch prägte doch diese, unsere Marschenlandschaft.

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Aus Kindertagen: Spielkarte mit Storch

Sollte der Kulturfolger Storch auch in unserer Region seine Abschiedsvorstellung geben?

Ich stellte mir damals vor, dass ich durch meine langjährigen, guten Erfahrungen in der Rassegeflügelzucht und in der Haltung von Vögeln, auch in der Lage wäre, verletzten oder kranken Störchen zu helfen. Ein entscheidender Punkt war sicherlich, dass wir genau an der richtigen Stelle in Niedersachsen wohnten, wo die Weißstörche noch Zuhause waren und sich unser ehemals landwirtschaftlich genutzter Hof, mit seinen Grundstücken ideal für die Pflege anbot.

Der aber wohl wichtigste und entscheidende Punkt war, das meine Frau mit mir die Freude an den Tieren, den Blumen und unseren großen Garten teilt. Ohne all diese grundsätzlichen Vorraussetzungen wäre die Storchenpflegestation auch mit noch so viel Idealismus zum Scheitern verurteilt gewesen.

An eines konnte ich mich am Anfang nur sehr schwer gewöhnen, das man mich mit 35 Jahren "Storchenvater" nannte, wo ich doch damals selbst noch nicht einmal Vater war. Ich kannte nur Storchenväter, die schon wesentlich älter waren.

Doch dieses Problem erledigte sich mit den Jahren von selbst.

 
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